Ihr Lieben daheim,
……nein, wir sind nicht verschollen….
Durch öftere Überspannungen im Stromnetz, haben wir unsere Netzgeräte und einen PC eingebüßt, und waren jetzt längere Zeit nur mit dem Handy mit der Welt ausserhalb von Mbinga verbunden. In den wenigen Stunden, die wir hier mit Strom versorgt sind, wird zwischen öffentl. Netz-, Solar- und Generatorenstrom gewechselt, das gibt manchmal Überspannungen und was gerade mit Strom versorgt werden soll, leidet dann eben, die kaputten Teile müssen dann in Songea, ca. 100 km entfernt, besorgt werden, das ist nicht nur lästig und zeitaufwendig, sondern auch teuer. So sind wir also mit der 4. Generation Lade-Kabel/Netz-Geräte ausgestattet, wieder mit der Welt verbunden.
Wir hoffen, dass es euch allen gut geht und dass ihr gesund seid. Danke für alle eure Grüße, Nachfragen und euer Interesse.
Wir haben von den unterschiedlichsten Ereignissen zu Hause erfahren, es fanden „runde“ Geburtstagsfeiern und Hochzeiten statt, Babys haben sich angemeldet, es gab berufliche Veränderungen, wir haben von Krankheiten erfahren, von Urlauben an interessanten Orten, die Zeit mit all ihren Vorkommnissen ist hier wie daheim weitergelaufen. Wir denken an euch alle und fühlen uns mit euch allen verbunden.
Uns geht es gut. Alles geht seinen Gang, die nun absehbare Zeit bis zu unserer Heimreise, vergeht ganz schnell. Wir sind Gott-sei-Dank gesund. Wir fühlen uns hier gut angenommen und leben sehr familiär mit den Schwestern.
Das Projekt in Mbambabay entwickelt sich erfreulich, nach wie vor sind wir vom Eifer und vom Fleiß und der guten Zusammenarbeit mit den tansanischen Handwerkern begeistert. Das Gebäude hat sich inzwischen total verändert. Innen und aussen ist verputzt, in den beiden Obergeschossen sind die Fenster eingebaut und es ist in zwei Stockwerken gefliest und gestrichen, Balkon- und Treppengeländer sind eingebaut, die Elektro- und Wasserinstallation ist entsprechend fortgeschritten, das sehr steinige Gelände (es gibt Steine mit ca 2 m Durchmesser, tonnenschwer) wird für die Aussenanlage planiert, alles zusammen ist ein guter Fortschritt. Wenn man an die minimalen Möglichkeiten und die einfache maschinelle Ausstattung der Handwerker denkt, kann man eigentlich nur staunen. Seit einigen Wochen sind wir immer wieder mehrere Tage zu Montagearbeiten in Mbambabay/Muhalo und wohnen wie die anderen Arbeiter auf der Baustelle. Die Größe und die Materialmengen für das Haus sind eine ständige Herausforderung für die Handwerker. Alle Materialien werden auf der Straße von Dar es Saalam (über 1 000 km) hierher gebracht, die Straßenverhältnisse sind sehr unterschiedlich, dadurch entstehen natürlich sehr hohe Transportkosten und –Risiken, alle Verluste gehen zu Lasten des Käufers und Versicherungen wie wir sie kennen, gibt es hier nicht. Wenn „Baba“ Robert in wenigen Wochen Tansania verläßt, können die tansanischen Schwestern das Gebäude in eigener Regie fertigmachen.
Die Farben der Natur haben sich wieder verändert. Nach dem satten Grün nach der Regenzeit ist jetzt nach fast fünf Monaten ohne Regen die vorherrschende Farbe ein verdorrtes Gelbgrün und der ausdauernde Wind bringt dicke Staubwolken mit. Die abgeernteten Felder liegen jetzt brach und warten auf die Vorbereitung für die nächste Aussaat. Trotz der Hitze sind die Leute auf den Feldern und bekämpfen mit der Hacke und der Njengo(eine gebogene Messerhacke) die zähen Gräser und das schnellwachsende dornige Gestrüpp. Der erdig-rote Staub ist allgegenwärtig und kommt durch jede Ritze. Immer wieder bewundern wir die Frauen, die die Häuser, Höfe und die Wäsche sauber halten müssen, und dazu das Wasser noch weit her tragen müssen. Die Menschen sind trotz allem immer sauber und adrett angezogen.
Im Kloster war im Juli ein hoher „sherehe“ (Feiertag) – Profess-Feier für sieben Novizinnen und 25-jähriges Profess-Jubiläum für acht Schwestern. Es war ein wunderschönes afrikanisch-buntes Erlebnis und sowohl die Festvorbereitungen als auch der Festtag waren beeindruckend. Anfangs August waren wir zur Wallfahrt der Schwestern eingeladen. Zu Fuß (hin und zurück jeweils ca 2 Stunden) ging es auf den Mbamby, dem Hausberg von Mbinga. Dort oben gibt es nur karge Natur, Stille und ein verwittertes Holzkreuz. Es gab einen sehr schönen Gottesdienst. In dieser kargen Natur kann man sich sehr auf das „Wesentliche“ konzentrieren.
Inzwischen hatten wir liebe Gäste, wir haben uns sehr darüber gefreut. Martina und Christoph (Norweger 2. Generation) haben Ihren Sommerurlaub in Süd-Tansania verbracht, und wir haben eine schöne Woche zusammen erlebt. Die beiden waren auch Gäste der tansanischen Schwestern, sie waren ganz begeistert von den Beiden.Wir freuen uns, dass jemand von daheim unser Umfeld erlebt hat, wir beide haben sicher einen sehr eingeschränkten Blickwinkel.
Hier in Mbinga und in Mikalanga gab es zwei sehr schöne Feste zu Ehren von uns, Roberts Arbeit und in Vertretung für unsere „Familienspender“. Seither sind wir Besitzer von zwei weiteren Hühnern, eines Hahnes, eines schönen Schafs, mehreren Säcken Mihogo (Manjok), von einigen afrikanisch-bunten Hemden und Kitenges. Es gab schöne afrikanische Musik, wer hätte gedacht, dass Trommel, Kajamba und Feldhacke (!) so schöne Musik erzeugen. Ausserdem gab es afrikanische Tänze und Lieder. Wir sind sehr beeindruckt!
Vor zwei Wochen waren wir fünf Tage auf Safari, nein keine Fahrt zur Arbeit- sondern eine richtige Safari! Zusammen mit Schwester Kaja und Schwester Maria Agnes (wir freuen uns, dass wir die Beiden so um uns besorgt sind) haben wir Besuche in zwei Konventen gemacht. Der erste Besuch war in Ilunda, dem „Dorf der Hoffnung“. In der Nähe von Njombe/Makambako auf über 1700 m Höhe (es ist auch entsprechend kalt und windig dort) arbeiten die Schwestern in einem AIDS-Waisen-Kinderdorf. Das war ein sehr emotionales Erlebnis. In acht kleinen Häusern werden jeweils zehn bis zwölf Kinder betreut, vom Säuglingsalter bis zur Beendigung der Grundschule. Ein Haus ist für die Kinder die in die Secondaryschule (mit Unterbringung) gehen und so in den Ferien „nach Hause“ gehen können. Es ist bewunderswert, was die Schwestern und die Hausmütter leisten. Das Dorf wurde von einem italienischen Pfarrer aufgebaut und vor einigen Jahren hat er die Vinctenian-Sisters um ihre Hilfe gebeten.
Von Ilunda aus fuhren wir Richtung Mbeya in die Berge.Auf einem großen Bergplateau liegt Matamba (2000 m hoch) eine kleinere Stadt mit einem sehr weiten zersiedelten Umfeld. Dort arbeiten die Schwestern in einem Hospital, in der Gemeinde- und Frauenarbeit. Unser nächstes Ziel war der Ruaha-Nationalpark. In einer Buschlandschaft westlich von Iringa liegt der großflächigste Nationalpark Tansanias. Die Landschaft ist abwechlungsreich mit dem Flußlauf des jungen Ruaha-Flußes, Hügeln und endlos weiter Buschlandschaft. Unser Guide fuhr mit uns an sehr tierreiche Plätze und wir konnten Giraffen, Elefanten, Impalas, Affen, eine große Löwenfamilie und viele andere sehen. Wir waren sehr begeistert von der Vielfalt und dem Tierreichtum. Nach einer Übernachtung in einer Logde oberhalb des Ruahaparks fuhren wir nach Iringa. Diese große Stadt ist eher afrikanisch/islamisch geprägt und ist globaler und etwas moderner als unser beschauliches Mbinga. Nach einem ausgiebigen Einkaufs-Bummel (Schrauben, Werkzeug, Sägeblätter) durch die Stadt waren wir uns jedoch einig, dass wir doch sehr gerne in Mbinga leben.
Hier in der Gegend ist die Kaffee-Ernte bis auf wenige verspätete Reste eingebracht. Sicher werden wir unseren Kaffee in Zukunft mit etwas mehr Verstand trinken, wir wissen jetzt wie viel Arbeit mit dem Kaffee-Anbau und der Ernte verbunden ist. Einige Tage habe ich zusammen mit vielen anderen Helferinnen die geschälten Kaffeebohnen sortiert, bevor sie fermentiert und getrocknet und dann die getrockneten Bohnen nochmals ausgelesen wurden. Die Kaffee-Ernte soll dieses Jahr gut ausgefallen sein, man kann nur hoffen, dass die Aufkäufer auch reelle Preise zahlen, dass die Menschen ein Einkommen erzielen können, das ihnen bis zur nächsten Ernte reicht. Pünktlich zum Erntebeginn gab es hier eine Teuerungswelle, die Wirtschaft reagiert also sehr zielgerichtet!!! Sehr beeindruckt sind wir, wie die Menschen zusammenhelfen um die Ernte einzubringen und marktfertig zu machen.
Unsere Heimreise rückt jetzt ja mit Riesenschritten näher und es gäbe noch so viel zu tun. Die Nicht-Mbambabay-Tage sind gut ausgefüllt mit Schreibarbeiten, Konstuktions-Zeichnungen fertigen und Organisieren für das Seminarhaus und mit Arbeiten hier in den Werkstätten der Schwestern in Mbinga. Hauptsächlich arbeitet Robert in der Schlosserei von Schwester Maria Agnes, zusammen mit seinem Kollegen Paul und dem Auszubildenden Amani an Balkon- und Treppengeländern und an vielen der hier üblichen Fenstergitter. Ausserdem ist er viel zu Reparaturarbeiten im Regionalhaus unterwegs, die Schwestern haben ihn fest in die Abläufe hier eingeplant, die Tage sind fast so ausgefüllt wie in Rottenmünster.
Hier ist im Moment Wahlkampf für die Präsidentschafts- und Parlaments-Wahl Ende Oktober, ausser der Regierungspartei und einer großen Oppositions-Partei bewerben sich viele kleine Gruppierungen. Im Vorfeld gab es Befürchtungen und Warnungen wegen des Wahlkampfes. Mit vielen Versammlungen und vielen Lautsprecher-Durchsagen werden die Wähler umworben, die Papierprospekt- und Plakat-Flut, die wir von daheim kennen gibt es hier nicht. Wie in vielen anderen afrikanischen Ländern geht es auch hier nicht nur um staatspolitische Themen, sondern auch um die Wahl zwischen islamischen und christlichen Richtungen und Programmen. Da die Tansanier als das friedlichste afrikanische Volk gelten, kann man nur hoffen, dass die Menschen eine gute Entscheidung für die Zukunft des Landes treffen. Die Wahlregistrierung vor einigen Wochen verlief entgegen allen Befürchtungen hier, sehr friedlich ab, und so kann man auch hoffen, dass die Wahl friedlich vorübergeht.
Das ist unser afrikanisches Leben- bunt- arbeitsreich und vielfältig, aber auch spannend und beglückend.
Euch allen, die unsere „Hauswirtschaft“ daheim für uns machen, damit wir sorglos hiersein können, und allen die an uns denken, sich um uns sorgen und sich mit uns freuen, wünschen wir von Herzen alles Liebe und Gute- bleibt gesund-
mit vielen Grüssen aus Mbinga
Robert und Rosemarie