Domestic-Schule

Ihr Lieben daheim,

Wir senden euch viele liebe Grüße aus Mbinga. Wir hoffen, dass es euch allen gut geht.

Uns geht es gut , wir sind gesund, immer noch motiviert und wir fühlen uns gut angenommen. Die tansanischen Schwestern sind uns sehr verbunden, wir sind dankbar dafür.

Hier beginnt in diesen Tagen wieder ein neues Schuljahr. Für viele Kinder und junge Leute gibt es dann, wie bei uns daheim, wieder Veränderungen. Hier in der Gegend sind viele Familien um diese Zeit in großen finanziellen Nöten. Hier in Tansania besteht zwar Schulpflicht, es muss aber Schulgeld bezahlt werden, um Lehrer bezahlen zu können. Außerdem brauchen die Kinder eine Schuluniform, das ist zwar ganz einfache, aber doch einheitliche Kleidung. Oft ist das Geld für Schulgeld und Uniform nicht vorhanden, und die Schwestern hier unterstützen viele Familien durch die Verteilung von Spenden oder in den klostereigenen Schulen durch Verzicht auf Schulgeld.

Hier in der Domestic-Schule (eine Schulform, die wir von daheim so nicht kennen) fangen 35 Mädchen eine zweijährige Ausbildung an(insgesamt sind über 100 Schülerinnen hier). Die „Neuen“ sind schon seit Weihnachten hier, das hat den Zweck des Kennenlernens, die Schüchternheit etwas abzubauen und sich einzugewöhnen, bevor der eigentliche Schulbetrieb wieder beginnt. Laut tansanischem Gesetz muss die Ausbildung in naher Zukunft drei Jahre(Vorschriften werden immer größere – Hilfe zur Umsetzung gleich null) dauern. Es sind Mädchen zwischen 13 und 20 Jahren, die aus problematischen Familienverhältnissen kommen, die Waisen sind, oder manche sind durch ein soziales „Sieb“ gefallen. Die Mädchen aus dem zweiten Jahrgang hatten bis auf wenige, das Glück, über die Feiertage nach Hause oder zu Verwandten gehen zu können.

Zwei Schwestern leiten die Schule, organisieren den Unterricht, unterrichten selbst, organisieren den Ackerbau und sind für Finanzierung, Instandhaltung der Gebäude , für die Internatsunterbringung usw. und vor allem für die Begleitung in dieser Lebensphase der Mädchen zuständig, sind also Mütter. Die Mädchen werden in allen üblichen allgemeinbildenden Fächern unterrichtet. Außerdem lernen sie Haushaltsführung, Nähen ( die ersten Näharbeiten sind die Herstellung der eigenen Schulkleidung)und Garten- und Feldarbeit. Die Schule baut Mais, Gemüse, Soja, Bananen, Süßkartoffeln und Sonnenblumen für die Ölgewinnung auf großen Feldern an, die von den Schülerinnen (wie hier üblich nur mit der Hacke) bewirtschaftet werden. Sie säen, pflanzen, jäten, hacken und ernten, versorgen die Hühner und das Schwein, mahlen den Mais und pressen das Öl selbst. Also werden fast die meisten Nahrungsmittel selbst produziert, nur Mais für das landestypische tägliche Gericht“ Ugali“ ( das ist ein Mais –Wasser-Brei, der praktisch das „tägliche Brot“ ersetzt) und Zucker muss gekauft werden.

Der Weg auf die Felder führt an unserer Wohnung vorbei, und wir freuen uns immer über das fröhliche Geplauder und das Gelächter der Mädchen, wir Mzungus werden immer freundlich gegrüßt und oft ergibt sich eine kleine Plauderei mit einigen der Mädchen in Kisuaheli, Englisch, mit Händen und Füßen und immer mit viel Gekicher.

Die Mädchen halten die Schule, das Internatsgebäude und das Gelände sauber und kochen für sich. Für schwere Feld- und Instandsetzungs-Arbeiten werden, wenn nötig, bzw wenn Geld da ist Tagelöhner eingestellt. Die Männer warten morgens, ob es Arbeit für sie gibt, und erwirtschaften ca 1,50€ (das einzige Bargeld für die Familie) und eine warme Mahlzeit für sich. Die Schule muss sich selbst tragen, die wenigen Mädchen, deren Familie in der Lage ist, müssen Schulgeld bezahlen, die Anderen werden vom Kloster und von Spenden finanziert. Das Schulgeld ist notwendig, dass Lehrer angestellt werden können, Lernmittel angeschafft(die Einfachheit und die geringe Menge an Lehrmaterial ist für uns fast traurig), der Speiseplan gelegentlich ergänzt werden kann und für die mittellosen Mädchen ab zu ein paar Schuhe, ein Stück Seife usw. gekauft werden kann. Die Kosten für die Gesundheitsfürsorge wird von der Dispensery (Krankenstation) der Schwestern übernommen.

Obwohl diese Art der Schulführung für uns Europäer ungewöhnlich ist und es uns so erscheint als ob die jungen Mädchen ausgenützt würden(= typisch Deutsch-Denke—–werden sie nicht!!!!) ist es doch für viele eine Zeit in der sie gegenüber Gleichaltrigen noch unbeschwert leben können. Wenn man bedenkt, dass viele junge Frauen ihr erstes Kind schon mit 14/15 Jahren bekommen und die Frauen in der hiesigen Kultur nicht selbstbestimmt leben können und hart arbeiten müssen ist es sicher für die meisten hier eine gute Zeit ihres Lebens. Obwohl jede Frau hier „mama“ genannt wird, hat es hier den beiden Schwestern gegenüber, eine ganz eigene Bedeutung. Vielleicht sollte ich noch anfügen, dass die jungen Mädchen hier nicht mit unseren Teenagern zu vergleichen sind, viele von ihnen sind hier noch sehr kindlich, sie sind meist sehr schüchtern, viele haben schon eine schlimme Lebensphase hinter sich. Sehr erfreulich ist, dass manche Mädchen sich hier entscheiden, dass sie nach Abschluss der Domestic­Schule noch eine Secondary-Schule besuchen wollen, also einen höheren Bildungs-Abschluss erreichen wollen, sie werden dazu von den Schwestern motiviert. Einige der Schwestern und Novizinnen hier sind ehemalige Schülerinnen der Domestic-Schule, sie tragen hier mit Verantwortung und es ist erfreulich, welch herzliches Verhältnis sie zu ihren „Mamas“ Schwester Kaja und Schwester Caritas haben.

Nun senden wir euch viele liebe Grüße und gute Wünsche, danke euch allen, die uns motivieren, unterstützen und daheim unsere Angelegenheiten regeln-

Robert und Rosemarie